Grausame Tierdarbietungen gibt es noch überall auf der Welt. Heizt der neue Dumbo-Film die Nachfrage vielleicht weiter an?
15. April 2020, 20:33
Der Dumbo-Film kann auch im Sinne des Tierschutzes verstanden werden, doch in den Einkaufszentren der ganzen Welt geht diese Botschaft unter. Was bleibt, sind Elefanten, die zur Unterhaltung der Kunden kostümiert sind.
Besucher des Einkaufszentrums am Times Square in Hongkong wurden diesen Monat mit einem schockierenden Anblick begrüßt – eine Abbildung von dem, was unsere Gesellschaft gerade hinter sich lässt, wie ich gedacht hatte.
Ein süßer Babyelefant im Zirkuskostüm hängt von der Decke und lächelt entzückend während eines Auftritts. Nicht weit entfernt steht der kleine Elefant auf einem Zirkushocker, strahlend vor Stolz schaut er ins Publikum.
Nachdem ich jahrelang gegen die Grausamkeit von Tiervorführungen gekämpft habe, nachdem ich all die Narben, Ketten und Wunden gesehen habe, finde ich diese Bilder ganz und gar irreführend.
Kein wildes Tier zeigt freiwillig unnatürliche Kunststückchen für ein menschliches Publikum. Zirkustiere führen ein extrem leidvolles Leben, und ihre Not dauert an.
Nachforschungen von Animals Asia bei Unternehmen in Asien, die Tiere vorführen, haben ergeben, dass Elefanten immer noch ein wesentlicher Bestandteil der Shows sind. Sie werden weiterhin wild gefangen und unter Anwendung von Gewalt dressiert, und sie werden unter äußerst unangemessenen Bedingungen gehalten, was zu dauerhaften psychologischen Traumata führt.
Doch im Einkaufszentrum am Times Square sieht man nichts davon. Stattdessen ist da ein süßer kleiner Babyelefant, der fröhlich in einem Zirkus für Menschen auftritt.
Erst ein wenig später bemerkt man, dass es sich bei dieser Darstellung um einen Werbegag für den neuen Dumbo-Film von Disney handelt.
Erste Kritiken legen nahe, dass der neue Film eine tierfreundliche Botschaft enthält. Das mag so sein, doch in den Einkaufszentren in aller Welt kommt dieses Bild nicht an. Stattdessen haben wir es nur mit irreführenden Darstellungen von Tierdarbietungen zu tun, und mit lebensgroßen Modellen für Kinder, die sich an ihrer Seite fotografieren lassen können.
Wenn Tiervorführungen bereits im Abfalleimer der Geschichte gelandet wären, ginge das ja noch an. Doch in einer Zeit, in der Elefanten, Bären, Makaken, Orang-Utans, Delfine und viele andere Arten zu unserer Unterhaltung immer noch unter Bedingungen gehalten werden, die großes körperliches und seelisches Leid verursachen, sendet dies eine ganz und gar falsche Botschaft aus.
Wie viele Familien werden, angeregt durch solche Dumbo-Darstellungen, anschließend einen Tierzirkus besuchen? Wie viele werden sich dann neben lebendige Elefantenkälber stellen, um ein Foto machen zu lassen? Wie viele werden dafür bezahlen, auf einem “echten Dumbo” zu reiten?
In Asien gibt es Tausende “echter Dumbos”, die in Zirkussen arbeiten, Touristen reiten lassen und Holz ziehen. Ihr Leben hat nicht das Geringste zu tun mit dem fröhlichen Dumbo, der in den Einkaufszentren gezeigt und dessen Abbild wahrscheinlich auch noch in Form von allerlei Spielzeug produziert wird und auf anderen Produkten erscheint.
Stattdessen ähnelt ihr Leben bemerkenswert demjenigen von Jumbo, einem echten Elefanten, dessen Geschichte in den 40er Jahren des 20. Jh. die Anregung für Dumbo lieferte.
Jumbo war nicht im Zirkus geboren worden. Wie die meisten Zirkuselefanten war er wild gefangen und seine Mutter vor seinen Augen getötet worden, weil sie ihr Kalb nie kampflos aufgegeben hätte. Nach seiner Gefangennahme führte Jumbo ein elendes Dasein in Gefangenschaft, diente als Reittier, aß pappige Brötchen, trank Whisky und litt an entkräftenden Krankheiten. Er wurde nicht alt.
Dieser Grad an Tierquälerei ist typisch für die moderne Tierdarbietungsindustrie. Sie ist noch immer Normalität.
Jumbos furchtbare Geschichte wiederholt sich immer noch, und daher können wir nicht zufrieden auf ein Ende dieser Industrie zurückblicken.
Ich bin besorgt: Disney hat vielleicht die besten Absichten, doch weil die Geschichte in der Welt der Tiervorführungen spielt, heizt sie am Ende die Nachfrage nach Tierquälerei noch weiter an.”
Übersetzung aus dem Englischen von Inga Bening (freiwillige Mitarbeiterin)
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